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Hallo AnFi,


da steht: 長崎 野瀬 造. (Lesung: Nagasaki Nose zō) Übersetzung: Hergestellt in Nagasaki von Nose (Familienname).

Viele Grüße

JPP
Schon wieder wurde eine Klammer leider zu einem Smiley. Man stelle sich anstelle des Smileys bitte eine geschlossene Klammer vor.
Endlich wurden die Begriffe überarbeitet. Ich bin sehr froh, dass das endlich passiert ist – doch weigern sich die Editoren nach wie vor, Begriffe wie »Vernegerung« und »Negersklave« etc. als diskriminierend zu kennzeichnen. (Man könnte sie auch einfach löschen, weil sie gar nicht, wie oben zu Genüge erläutert, als legitime Übersetzungen des Japanischen herhalten können, sondern lediglich auf Begriffe der kolonialistischen Geschichte Europas verweisen, aber das interessiert die »Editoren« offenbar nicht.
Daher geht der Kampf für Gerechtigkeit auf Wadoku nun weiter, das macht mir kein Spaß, aber irgendwas muss man ja machen, damit sich hier mal etwas ändert. Ich versuche nun erneut dafür zu plädieren, dass man die entsprechenden Begriffe als diskriminierend kennzeichnen muss.

Wenn ich den Editoren abspreche, Editoren zu sein, indem ich sie »sogenannte Editoren« nenne, dann mag das als abwertend empfunden werden. (Diese Abwertung scheint aber angemessen, solange die sogenannten Editoren trotz vielfacher Hinweise, dass der Begriff »Neger« diskriminierend ist, sich weigern, diesen als diskriminierend zu kennzeichnen).

Würde ich sagen, dass die Editoren »Spasten« sind, dann mag das von den Editoren ebenso als abwertend empfunden werden, ggf. als noch abwertender empfunden werden, aber wäre das dann zusätzlich diskriminierend – und zwar nicht den Editoren gegenüber, sondern gegenüber Menschen, die an einem Spasmus leiden. Diskriminieren ist nur möglich, wenn man jemanden für seine gegebene Natur selbst abwertet, die ihm unmöglich ist zu verändern. Der Spastiker kann nichts dafür, dass er Spastiker ist, und deshalb ist ein Wort, das seine Natur zum Kriterium für eine Abwertung macht, ein Wort, das ihn »Spast« oder »Spasti« ruft, diskriminierend, nicht nur abwertend und auch nicht nur vulgär.

Ein Mensch schwarzer Hautfarbe kann nichts dafür, dass er mit schwarzer Hautfarbe geboren wurde. Überdies sind sich mittlerweile sehr viele Menschen darin einig, dass man Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe nicht diskriminieren darf, unter anderem darum, weil jeder Mensch seine Hautfarbe unmöglich ändern kann und es daher dem Grundsatz der Gleichheit widerspricht, Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe zu diskriminieren.

Der Wert der Gleichheit ist einer der wesentlichsten Grundsätze der modernen Gesellschaft. Ein Wert, für den es sich zu kämpfen lohnt – und genau das werde ich tun, bis die sogenannten Editoren ihn endlich anerkennen. Er ist aber auch ein Wert, den nicht alle anerkennen, nur weil wir heute in einer modernen Gesellschaft leben.

Das Wort »Neger« ist nicht einfach nur obsolet – hielte man es für obsolet, wäre man darin ein großer Romantiker, dass man die ganze Welt für an den Wert der Gleichheit glaubend hielte. In der Tat glauben viele Menschen nicht an ihn. Der Erfolg der AfD beweist darüber hinaus, dass es immer salonfähiger geworden ist, Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe und/oder Herkunft zu diskriminieren. Türken werden »Messerstecher« genannt, Araber »Ölaugen« und Menschen schwarzer Hautfarbe »Neger«. Wer das nicht glaubt, höre sich doch mal ein paar AfD-Reden an. Das Wort »Neger« ist also nicht obsolet, es ist im Gegenteil sogar sehr lebendig.

Wenn ich sage, »Wiewohl es den Herren Editoren nicht konveniert, die degoutanten Ethnophaulismen als solche zu indizieren, handelt es sich beim Kampf gegen die Botmäßigkeit derselben keinesfalls um eine bloße Bouffonnerie oder gar haltlose Invektiven, sintemal ich keinesfalls beabsichtige zu dekonzertieren, sondern lediglich die Indolenz und Mythomanie zu decouvrieren versuche, die dieses Wörterbuch depravieren.«, dann ist das obsolet, weil »obsolet« bedeutet, dass etwas nicht mehr gebräuchlich ist, veraltet ist. Wörter, die man nicht mehr oder nur kaum noch hört/liest sind obsolet.
Das Wort »Neger« liest man vielleicht immer weniger, aber man hört es ständig – es ist eben leider nicht obsolet, sondern wird noch ständig benutzt und das nicht nur von der AfD. Es heute zu benutzen, obwohl es ja eigentlich obsolet sein sollte, ist vielmehr eine bewusste Entscheidung: nämlich die Entscheidung dafür, Menschen schwarzer Hautfarbe zu diskriminieren.

Ist das wirklich so schwer einzusehen? Können die »Editoren« diesen Fakt nicht einfach anerkennen und die Begriffe »Negersklave« etc. mit dem Tag »diskriminierend« kennzeichnen?

Gruß,
JPP


Beim Kopieren wurde eine geschlossene Klammer zu einem Smiley. Man stelle sich also statt des Smiley eine geschlossene Klammer vor.
Endlich wurde nun der Eintrag 「黒人化」überarbeitet.

Ich muss jedoch einräumen, dass es mich fast sprachlos macht, wie viel Überzeugungsarbeit dafür geleistet werden musste. Dieses Gefühl der Sprachlosigkeit möchte ich nun einmal versuchen zu versprachlichen.

Dass 「黒人」 keinesfalls ein diskriminierender Begriff ist, sondern lediglich »Schwarzer/Farbiger« bedeutet, ist wie auch das Suffix 「…化」Erstsemesterwissen. Schließlich geht dieses Wissen auch aus Wadoku selbst hervor. Aus Throwaway 123s Post, der den Beginn dieser Auseinandersetzung mit dem Problem der Reproduktion von rassistischen Begriffen durch Wadoku am Beispiel der Übersetzungen im Zusammenhang mit dem Begriff 「黒人」thematisiert, wurde zusätzlich allen Augen präsentiert, dass 「黒人」selbst kein rassistischer Begriff ist, denn steht das ja auf dem Screenshot, den Throwaway123 hier postete.

Dennoch schreibt Dan:

»黒人化, also das japanische Wort, und darum sollte sich die Diskussion hier drehen, ist an sich ein abwertender, diskriminierender Begriff.«

Was sagt uns das über Dan? Kann dieser Mensch, der offenbar die Zügel des Wadoku-Projekts in der Hand hält, etwa kein Japanisch? Weiß er nicht, was jeder Erstsemester weiß, nämlich ein Substantiv mit 化 zu kombinieren? Das scheint sehr abwegig, denn hat Dan an anderen Stellen durchaus bewiesen, dass er des Japanischen mächtig ist.

Wieso muss er dann aber erst so mühsam auf etwas hingewiesen werden, was eigentlich auf der Hand liegt? Nach einmaligem Hinweisen doch ganz einfach eingesehen werden könnte?

In der むらむら-Diskussion wies ich erstmals auf meinen Eindruck hin, dass seitens einiger Editoren ein »Widersprechen um des Widersprechen willens« praktiziert werde – Dan sagte dazu nur, dass er von einer »insinuierten Blockkadehaltung« »nichts sehe«.

Nun, wie verhält es sich bei der 黒人化-Diskussion?

Entweder können Dan und die anderen Editoren kein Japanisch oder die Blockadehaltung ist doch nicht bloß insinuiert, sondern Realität – das ist zumindest mein Eindruck, gerne können wir darüber diskutieren. Ich blockiere nämlich nicht, dass ist mir als Nicht-Editor faktisch unmöglich, mir bleibt nur zu versuchen, durch Argumente die Editoren dazu zu überzeugen, dass diese Einträge überarbeitet werden.

Konstruktiv ist dieses Verhalten der Editoren auf jeden Fall nicht: Dinge, die unmittelbar einleuchten sollten, müssen mühsam wieder und wieder erklärt werden – und selbst wenn sie es sind, wie beispielsweise die Problematik des 神風特攻隊-Eintrags, werden sie dennoch, wohl aus reiner Lust am Widersprechen wegen, ignoriert. Bei all der Positivismus-Liebe (einzig was in anderen Wörterbüchern steht, hat Bestand vor dem Gericht des Oberrichters der Editoren), die an sich sehr problematisch ist, da so nur zu gern übersehen wird, dass ein Wörterbuch an sich immer auch politischer Natur ist – denn ist ein Wörterbuch nie nur eine bloße »Bestandsaufnahme« eines Wortschatzes, sondern kommentiert diesen auch; bspw. werden gewisse Worte als »diskriminierend« kommentiert oder eben nicht –, findet der Positivismus der Editoren offenbar darin seine Grenze, dass Argumente und Fakten mit gewissen Personen identifiziert werden. Wenn eine Person sich bei den Editoren unbeliebt gemacht hat, scheinen die Argumente gerne freizügig überhört zu werden, egal, wie viele Fakten das Argument untermauern (siehe 神風特攻隊-Eintrag). Aus meiner Perspektive ist das nichts als ein 公私混同 und es sollte bei Wadoku nie um 私 gehen, sondern um 公, schließlich ist Wadoku eine hochfrequentierte Wörterbuch-Seite des Internets, die jedermann zugänglich ist, sofern Zugang zum Internet vorhanden ist.

Im Fall der 「黒人化」wiegt das Widersprechen um des Widersprechen willens sehr schwer, denn wird hier wirklich alles von Grund auf verdreht: Man beruft sich auf den Duden, um den Begriff »Negersklave« als legitime Übersetzung rechtfertigen zu können. Nun ist Wadoku aber ein » japanisch-deutsches Wörterbuch, bei dem das japanische Lemma im Mittelpunkt steht. « Wenn das so ist, dann muss man berücksichtigen, dass sich Japaner nie einen so rassistischen Begriff wie »Neger« oder »Nigger« ausgedacht haben. Das sind Schöpfungen europäischer und amerikanischer Kolonialherren, die Afrika ausbeuteten (bzw. der sogenannten »Intellektuellen«, die dies zu rechtfertigen versuchten). Das haben Japaner nie getan, sie sind nicht Teil dieser Geschichte und dieses Diskurses, der den »Neger« erfand, um Menschen schwarzer Hautfarbe damit abwerten zu können und das Narrativ integrieren zu können, dass der Weiße gemäß seinem »göttlichen Auftrag« den »Wilden zu zivilisieren hätte« und dann einfach, quasi en passant , natürlich auch versklaven durfte. Wieso auch nicht? Schließlich ist es ja das Geburtsrecht des Weißen alles besitzen zu dürfen, könnte man hier zynisch anmerken. Daher gibt es im Japanischen auch kein Wort, dass der Gewalt von »Neger« oder »Nigger« gleichkäme. Neben 「黒ん坊」steht 「白ん坊」, 「黒人め」ist durch ein Suffix gebildet, dass man auch an jedes andere Substantiv anschließen könnte –Begriffe, die diskriminierend sind, aber nicht Bestandteil des Narrativs sind, das den »Neger« erfand.
「黒人」ist, wie gesagt, nicht diskriminierend. Die diskriminierenden Begriffe werden erst durch die deutsche Übersetzung geschaffen, denn ist diese Gewalt des Diskriminierens von Schwarzen dem Japanischen selbst fremd. (Japaner diskriminierten auf andere Weise: Beispielsweise「土人」 für die Bewohner Mikronesiens, die von den Japanern kolonialisiert wurden, oder「支那人」anstelle von「中国人」bzw. 「清国人」etc.

Es stellt sich also die wesentliche Frage, was hier eigentlich »weichgezeichnet« wird. In der Tat handelt es sich dabei um das Deutsche. Übersetzt man 「黒人の踊り」, ein Begriff, der beispielsweise dafür verwendet werden könnte, den Tanz von Schwarzen in einem R ’n’ B-Club der Gegenwart zu beschreiben, als »Negertanz« wird dieses Wort erst dadurch problematisch, dass Wadoku aus 「黒人の踊り」einen »Negertanz« macht. Man stelle sich folgende Situation vor: Jemand liest einen japanischen Text, in dem ein R ’n’ B-Tanz der Gegenwart als 「黒人の踊り」bezeichnet wird. Dieser Mensch möchte nun wissen, was 「黒人の踊り」auf Deutsch heißt. Er benutzt Wadoku und hält die Beschreibung des R ’n’ B-Tanzes als 「黒人の踊り」für rassistisch, weil Wadoku daraus einen »Negertanz« macht. Wird nun endlich einmal das Problem allen bewusst?
Es geht hier nicht um »Weichzeichnung«, sondern um »Hartzeichnung« und zwar seitens Wadoku, nicht seitens der japanischen Sprache, die behauptet wird zu übersetzen. Wadoku macht neutrale Begriffe zu rassistischen Begriffen.

Darüber, dass schwarze Menschen versklavt wurden, haben wir alle in der Schule gelernt. Diese nennt man dann »schwarze Sklaven« oder auf Japanisch「黒人奴隷」. Wadoku macht daraus einfach »Negersklaven«. Das ist etwa so, als wenn Wadoku 「東洋人」mit »Schlitzauge« übersetzen würde und nach dem Hinweis darauf, dass das rassistisch ist, ein Editor behaupten würde, dass das schon ok ist, weil »Schlitzauge« ja auch im Duden steht. Eine besonders harte Nuss würde dann auch noch darauf beharren, dass das nicht nur ok, sondern sogar richtig sei, weil man das Japanische sonst »weichzeichne«.

Der Legitimationsversuch über den Duden zeigt die eindeutigen Grenzen, besser: die Gefährlichkeit, eines unreflektierten Positivismus auf: Was in einem Wörterbuch steht, gilt einfach als richtig. Dass eine Sprache eine Geschichte hat, die erklärt, warum es gewisse Begriffe gibt, wird einfach ausgeblendet. Der aktuelle Duden reflektiert diese Geschichte – daher die Warnhinweise bei Begriffen wie »Negersklave«. Wadoku legt nicht nur den Japanern rassistische Begriffe in den Mund, die sie selbst nie gebildet haben, sondern möchte dabei zusätzlich noch auf die Warnhinweise verzichten. Zwar kann das niemand begründen, aber wieso auch, schließlich ist es ja das Geburtsrecht des Weißen, nicht reflektieren zu müssen. Er merkt nicht einmal, dass er nicht reflektiert, denn hat er sein Heil in der Religion namens Positivismus gefunden, die ihn davon erlöst selbst nachdenken zu müssen und stattdessen die »Wahrheit« in den »Heiligen Schriften« (Wörterbücher) einfach nachlesen kann – egal, ob diese Wörterbücher überhaupt etwas mit der Ausgangssprache zu tun haben oder nicht.

In diesem Sinne sollte ebenfalls deutlich geworden sein, dass auch »Negrospiritual« und »negroid« auf Wadoku nichts zu suchen haben: denn auch diese Begriffe reproduzieren rassistische Gewalt, die dem Japanischen fremd ist – man kann diese Begriffe nicht damit rechtfertigen, dass man das »Japanische übersetzt«.

Es wäre schön, wenn die Editoren dies einsehen und man nicht jede dieser Angelegenheiten so mühsam erkämpfen muss, wie es bei der »Vernegerung« der Fall war.

Gruß,
JPP







Erst einmal freue mich, dass sich endlich ein Editor zu diesem Thema zu Wort gemeldet hat. Daraufhin muss ich feststellen, dass auch bei diesem Thema wieder einmal stark aneinander vorbeigeredet wurde. Dies hängt offensichtlich – zumindest was Dans Stellungnahme betrifft – damit zusammen, dass der Begriff 「黒人化」selbst sehr unterschiedlich verstanden wird. Dan versteht darunter offenbar einen diskriminierenden Begriff:

»Er wird von den Verwendern in aktuellen Texten auch als solcher erkannt und in Anführungszeichen gesetzt, wie dies in modernen Texten auch mit den deutschen Begriffen geschieht. «

1) Ich muss an dieser Stelle als allererstes meine totale Unwissenheit bekunden, dass 「黒人化」 offenbar auch etwas wie der rassistische Begriff »Vernegerung« bedeuten kann. Gerne würde ich, dass Du, Dan, Dein Wissen mit uns teilst. Damit meine ich konkret die Dir bekannten Quellen aktueller Texte, in denen der Begriff als rassistischer erkannt wird und in Anführungszeichen gesetzt wird. Ich fand den Begriff in dieser Verwendung nur mit großer Mühe und das auch erst, nachdem ich ihn zusammen mit dem Begriff 「退廃芸術」(»entartete Kunst«) durch Google jagte. Zudem fand ich dabei nur eine einzige Quelle:

「ゼクレスによるジャズ教育の導入にたいして、プロイセン州議会でこのような質問がだされた・・・「国務省は、この「ホーホ]音楽院によるドイツ音楽の黒人化を阻止する用意があるのか。また、生徒たちを学長の衝動的で非ドイツ的な教育策からどのように守るつもりがあるのか」。」

Diese entstammt zudem einem privaten Blog, sodass mir, der ich mit dieser Semantik des Begriffes 「黒人化」wie gesagt bis eben nicht vertraut war, ehrlich gesagt gar nicht deutlich ist, ob es sich dabei nur um die »Privatübersetzung« eines Blogschreibers oder tatsächlich um eine etablierte Bedeutung handelt.
Wenn es diese Bedeutung gibt, dann möchte ich nach wie vor dafür plädieren, dass man diese mit den Tags »historisch« und »diskrimierend« kennzeichnet und noch einmal anmerken, dass ich absolut nicht nachvollziehen kann, wieso sich die Editoren dagegen wehren, den Tag »diskriminierend« einzuführen. Warum es angesichts der Gewalt, die das Wort »Vernegerung« reproduziert »nicht sinnvoll ist, den Duden zu replizieren« nur weil es sich bei Wadoku um ein Japanisches Wörterbuch handelt, erscheint mir keinesfalls einleuchtend, weshalb ich auch noch einmal im Anschluss an Perry Winkle dafür plädieren möchte, visuelle Unterstützung für den Warnhinweis zu integrieren. Interessieren würde mich darüber hinaus, wieso ein Japanisches Wörterbuch der Verantwortung entzogen werden soll, auf die diskriminierende Gewalt des Wortes hinzuweisen.

2) Die Bedeutung unter der mir das Wort 「黒人化」 bekannt ist, ist keinesfalls diskriminierend. Der Begriff 「黒人」ist selbst auch nicht diskriminierend (das Pendant zu »Neger« oder »Nigger« wäre im Japanischen 「黒ん坊」). Mit dem Suffix 「化」wird lediglich ausgedrückt, dass jemand »zum Schwarzen wird« wie eben auch 「日本人化する」schlicht und einfach ausdrückt, dass jemand »zum Japaner wird«. Derartige Ausdrücke können metaphorisch gemeint sein, wie z.B. jemand der eigentlich nicht Japaner ist durch langen Aufenthalt in Japan eine 「日本人化」vollziehen kann. Schließlich gibt es auch einen nicht-metaphorischen Gebrauch solcher 「…人化」-Begriffe, der vor allem in der Demografie in Gebrauch ist. Auch dieser Gebrauch ist nicht diskriminierend und wird ohne Klammern gebraucht.

Ein Beispiel (aus der japanischen Übersetzung des Buches » The Art of Strategy: A Game-Theorist's Guide to Success in Business and Life«, 2008, (戦略的思考とは何か: エール大学式「ゲーム理論」の発想法)):

「はずみ」メカニズムによって地域の総黒人化がもたらされる、というのは、アメリカの都市部において共通の問題であった。

Im englischen Original:

» Tipping to an all-black equilibrium has been the more common problem in urban America.«

Wenn man diese Semantik von 「黒人化」 mit »Vernegerung« übersetzt – und genau dazu verleitet der aktuelle Wadoku-Eintrag –, dann folgt man dem Sprachgebrauch der Nazis. Ich hoffe, dass zumindest in diesem Punkt Einstimmigkeit vorherrscht, dass dies nicht sein darf.

3) Schließlich eignet sich der Begriff「黒人化」auch um essentialistische Begriffe eines schwarzen Nationalismus zu verbalisieren. Etwa die Forderung der Black Panther, dass Schwarze erst einmal lernen müssen, Schwarz zu werden ließe sich im Japanischen beispielsweise als 「黒人はまず黒人化しなければならない。」paraphrasieren. Auch ließe sich der Begriff für zeitgenössische Hybridisierungstheorien anwenden. Etwa wenn der Philosoph/Schriftsteller Édouard Glissant von Kreolisierung redet, könnte man im Japanischen sagen: 「黒人的なものが白人化し、白人的なものが黒人化するようなもの、すなわち本来の同一性がその確固たる輪郭を失って新しくて相互浸透的なものが生まれる時、例えばジャズ音楽のようなものが生まれる時、グリッサン氏はそこにクレオール化の美しさを見出すのである。」
Auch hier passt die Übersetzung als »Vernegerung« natürlich überhaupt gar nicht – ich kann daher nur hoffen, dass man diesen Eintrag schleunigst überarbeitet.

Gruß,
JPP

Hallo,

ist nun schon länger her und ich nehme an, dass die Visitenkarten schon gedruckt sind. Solltest Du noch einmal neue drucken wollen, hier nun eine Verbesserung, die mir gerade während meiner Zhuāngzǐ-Lektüre in den Kopf kam. Ich schrieb Dir ja, dass die wörtliche Übersetzung keinen Sinn mache, weil es dann unnatürlich klingt. Das war falsch. Ich dachte da in den Grenzen des Gegenwartsjapanisch (also mit 変化), erkannte dass das nicht passt und nahm deshalb Ausflüchte zu Alternativen. Tatsächlich ist der Begriff »Wandel« in der klassischen chinesischen Philosophie jedoch äußerst populär – einer der Klassiker wird gar als »Buch der Wandlungen« übersetzt – ich ärgere mich nun im Nachhinein, dass ich da damals nicht dran gedacht habe! Um nur einige Vertreter des Wandels in der klassischen chinesischen Philosophie zu nennen, kann man hier das Yìjīng, die Daoisten und auch Konfuzius anführen. Da ich annehme, dass das, was Du mit »Veränderung« bezeichnen möchtest letztlich auch mit dem Begriff »Wandel« ausgedrückt werden kann, ist nun doch eine annähernd wörtliche Übersetzung möglich. Ich kann Dir diese nur empfehlen, da Niremoris Anmerkung, dass buddhistische Begriffe im Kontext einer Visitenkarte eher befremdlich wirken auch aus meiner Perspektive nur beizupflichten ist.



 1) 生則ち易なり bzw. 生則易也 (nach dem Yìjīng)
 2) 生則ち物化なり bzw. 生則物化也 (nach Zhuāngzǐ)
 3) 生則ち化なり bzw. 生則化也 (nach Konfuzius)

Diese drei Varianten sind allesamt eine gelungene Übersetzung für »Leben ist Wandel«, doch ist in der Gegenwart natürlich nicht jeder mit der klassischen Lexik vertraut. Deswegen gilt:
1) ist für den Menschen der Gegenwart am unproblematischten, da das Zeichen 易 in Zusammenhang mit 則ち und なり sofort an die klassische und auch heute noch zumindest einigermaßen geläufige Bedeutung des Zeichens 易 denken lässt.
2) entspricht der spezifischen Lexik Zhuāngzǐs und ist daher eher für die mit seinem Œuvre vertrauten Leser verständlich.
3) ist kompliziert: Einerseits mag sich der eine oder andere Japaner der Gegenwart fragen,»wieso denn ausgerechnet 化?«, gerade, da dieses Zeichen ja auch Gespenster etc. konnotiert, andererseits wird damit die Terminologie von Konfuzius aufgegriffen und da die Annalen des Konfuzius die mit Abstand populärsten Schriften der klassischen chinesischen Philosophie darstellen, kann es doch auch sein, dass ein gebildeter Japaner etwas damit anfangen kann. Schließlich liest man Konfuzius in Japan auch in der Schule, aber nur im Kanbun-Unterricht, also könnte man sagen, dass seine Schriften dem Japaner der Gegenwart ungefähr so geläufig sind, wie hier Dir die Schriften Cäsars (falls du Latein-Unterricht hattest) – nur mit dem Unterschied, dass Kanbun kein Wahlfach ist und Konfuzius natürlich mehr war als ein gebildeter Kaiser, der literarisch anspruchsvolle Beschreibungen seines Feldzugs hinterließ. Im Weltbild von Konfuzius ist 化 (im Gegensatz zu 変) schließlich ein stets positiver Wandel, der durch die Begegnung mit 徳 eingeleitet wird. 徳 wird zuweilen als »Tugend« übersetzt, was aber falsch ist, da es sich dabei nicht um eine Tugend oder Tugend an sich handelt, sondern um ein Potential, das dem Einzelnen ermöglicht 君子 (ein Edler) zu werden, bei hoher Konzentration Kaiser zu werden und in seltenen (gemäß der chinesischen Geschichtsschreibung war Konfuzius selbst der letzte) Fällen – und nur bei äußerster Konzentration von 徳 – zum Heiligen (聖人) zu werden. Auch wrikt 徳 über den einzelnen Menschen hinaus: der Kaiser, dessen 徳 genügend ist, beherrsche die Natur, was sich darin ausdrücke, dass es keine Naturkatastophen gibt. Wenn z.B. die Flüsse übertreten, heißt das, dass das 徳 des Kaisers nicht mehr wirksam ist und ein neuer Kaiser her muss, dass das »Mandat des Himmels« erneuert werden muss. 化 hat also eine sehr umfangreiche Bedeutung und sehr positive Konnotationen (wenn man denn Konfuzius im Kopf parat hat) und ist zudem in dieser Bedeutung nicht allen Menschen der Gegenwart unbekannt. Zudem wurde Konfizius gerade in der Wirtschaft teilweise von Managern und Verkäufern »neuentdeckt« – allerdings nur vergleichbar mit dem Niveau wie hier die aristotelische Trinitas von Logos, Ethos und Pathos als Ideal der Rhetorik für Überzeugungstechniken im Verkauf immer mal wieder Aristoteles »neuentdeckt« wird – weshalb es vielleicht für eine Visitenkarte (wenn Du denn in der Wirtschaft tätig sein solltest) vielleicht gar nicht so unangemessen ist.

Mein Favorit wäre aber trotzdem 易, weil das einfach mehr Leute verstehen.

Gruß,
JPP

Lieber Throwaway123,

ich danke Dir für Deinen wertvollen Hinweis und hoffe innigst, dass man Dir Gehör schenken wird und die entsprechenden Einträge überarbeitet. Leider kann man jedoch wohl nicht davon ausgehen, dass das wirklich passiert, weil Dein (und auch mein) Bewusstsein für die Dringlichkeit und politische Notwendigkeit dieser Überarbeitungen offenbar nicht seitens der Editoren (oder zumindest Teilen von ihnen) geteilt wird. Ich kann Dir nur empfehlen stattdessen Einträge für Wadoku zu verfassen, die es besser machen und in der Kommentarleiste auf solche Problematiken hinzuweisen. Doch kommt es auch dann nicht selten vor, – insbesondere wenn es sich um politische Inhalte handelt – dass die Hinweise oder Argumente ignoriert werden. Manchmal werden sie auch einfach gelöscht, wie es eben gerade passiert ist: Ich erstellte einen Eintrag zu George Floyd –auch wenn erst vor sechs Tagen gestorben/ermordet, ist er angesichts der Proteste in den USA ja bereits jetzt eine Person von immenser historischer Bedeutsamkeit – und wies in der Kommentarleiste unter Referenz auf Deinen wertvollen Hinweis darauf hin, dass man gerade angesichts dieser Aktualität der Problematik Deinem Hinweis Gehör schenken sollte und die entsprechenden Begriffe überarbeiten sollte. Gerade da sich auf Wadoku ganze Horden von Einträgen zu Personen, deren Aufnahme in ein Wörterbuch sehr fragwürdig erscheint, finden lassen (darunter Pornodarstellerinnen und irgendwelche B-Promis, die allesamt wohl nur in diesem Wörterbuch sind, weil irgendein Fan sie unbedingt auf Wadoku verewigen wollte), kann ich absolut nicht nachvollziehen, warum George Floyd sofort bzw. überhaupt gelöscht wird. In der Tat verleitet mich diese Tatsache zu Vermutungen bezüglich der politischen Gesinnung des für die sofortige Löschung verantwortlichen Editors, die ich aber lieber verschweige, da sonst auch diese Nachricht an Dich sicherlich sofort gelöscht wird.

»Injustice anywhere is a threat to justice everywhere«, sagte Martin Luther King einmal. Man kann nur hoffen, dass sich gewisse Editoren darüber bewusst werden, dass auch ein Wörterbuch ein Ort ist, an dem diese Maxime Gültigkeit beanspruchen kann. Jenseits irgendwelcher romantischen Vorstellungen davon, was ein Wörterbuch so alles sein kann, kann man mit Foucault nämlich auch ein Wörterbuch, besonders ein so großes und, zumindest im Bereich der japanischen Wörterbücher, so breit rezipiertes wie Wadoku, als einen Agenten auffassen, der diskursive Macht produziert und, so kann man mit Spiderman ergänzen: »Aus großer Macht folgt große Verantwortung«. Ich hoffe, die Editoren werden ihrer Macht gerecht.

Liebe Grüße
JPP

Hallo olle,

da steht der Eigenname »Minamoto Masamune« (源正宗) und registrierte Handelsmarke (登録商標) drauf und ja, das ist Japanisch.

Gruß
Liebe Japanischlernenden,

gerade lief mir ein Link über den Weg, der zu einer sechs Seiten umfassenden Vokabelliste mit dem Titel »Studium im Wandel« führt. Das Thema Studium/Universität wird dabei aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet und so finden sich dort einige Übersetzungen, wie z.B. 「定員制限のある学科」für »NC-Fach«, die so nicht allesamt über Wadoku einsehbar sind.
Die Liste wäre bestimmt ein guter erster Ansatz, um entsprechendes Vokabular auf Wadoku zu ergänzen.

Hier der Link:

http://www.interuni.jp/2014/info/Wortschatz%20(Uni-Reform)Interuniseminar2014.pdf

Herzliche Grüße
JPP
Jo, danke dir für die Reparatur! Läuft alles wieder

Schade ist das mit den Ladezeiten. Also dass man dafür solche Einschränkungen in Kauf nehmen muss...
Hoffentlich wird das Internet irgendwann mal so schnell, dass man sowas nicht mehr beachten muss.

Liebe Grüße
JPP

Die 大辞泉-Verlinkungen sind nun nicht mehr über Wadoku abrufbar. (Und zwar nicht nur solche bei denen es eine Diskrepanz in der Notation gibt, sondern sämtliche) Wenn mir jemand sagen könnte, ob die wegen Lizenzproblemen oder so abgeschafft worden sind oder ob es sich dabei einfach nur um ein technisches Problem handelt, wäre ich sehr dankbar.

Liebe Grüße
JPP

P.S.: Falls es sich um ein technisches Problem handeln sollte und man das dann eh reparieren muss, möchte ich einmal vorschlagen, dass man es dann ja eventuell doch wieder so einrichten könnte, wie es vor einigen Jahren auf Wadoku war: Also dass das 大辞泉 einfach immer eingeblendet ist (früher war, soweit ich mich recht erinnere, zusätzlich auch noch das 大辞林 dabei), ohne dass man extra den Button dafür drücken muss. Ich fand es immer sehr schön, dass man bei der alten Benutzeroberfläche von Wadoku so vieles auf einen Blick erfassen konnte, ohne noch lange weiter rumklicken zu müssen. Seit das nicht mehr so ist, frisst die Benutzung von Wadoku einfach sehr viel mehr Zeit... Nur als lieb gemeintes Feedback eines langjährigen Nutzers.
Lieber Dan,

danke für Deine Antwort. Leider bin ich durch sie jedoch nicht zu einer Lösung für mein Problem gekommen. Damit meine ich, dass ich mir jetzt im Unklaren darüber bin, ob ich Deinen Ausführungen entnehmen soll, dass man als Nicht-Editior nur Domänen und keine Register kennzeichnen kann. Ich habe mich Deiner Empfehlung gemäß im Wadoku-Wiki umgeschaut. Klicke ich auf »FAQ«, kommt bei mir folgende Meldung:「 サーバは、クライアントエラー(例えば、不正なリクエスト構文、無効なリクエストメッセージフレーミング、または不正なリクエストルーティング)であると考えられるために、リクエストを処理できない、または処理しません。」。Ich habe mir auch noch »Verwendete Abkürzungen angeschaut«, habe da keine Zugangsprobleme, doch finde dort keine Lösung für mein Problem. Magst Du mich bitte illuminieren? Gerne auch, indem Du mir sagst, wo genau ich die entsprechenden Informationen finde.

Liebe Grüße
JPP
Noch einmal danke für den Hinweis, soeben hatte ich jedoch ein Problem mit {vulg.} – ich habe diese Domäne exakt mit dem Kürzel angegeben, das bei Wadoku verwendet wird, aber dennoch kam
wieder die Anzeige 「未知 (…) 入力を確認してください。 」. Ich habe es sowohl mit Groß- und Kleinschreibung als auch mit und ohne Punkt versucht, doch schließlich blieb nichts anderes übrig als {vulg.} zu löschen, um den Eintrag anlegen zu können. Gibt es eine Lösung für dieses Problem?

Liebe Grüße
JPP
Vielen Dank für den Hinweis und sorry, dass ich da nicht selbst drauf gekommen bin.

Liebe Grüße
 
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