Der Eintrag war schon richtig, wie ich ihn angelegt habe. Er behandelte ein Verb (本質視する), das – wie ja auch zahlreiche andere 「、、、視する」-Kombinationen (z.B. 問題視する oder 同一視する)– einem grundlegenden Verbbildungsprinzip des Japanischen entspricht. Das Verb 本質視する, das, wie im ursprünglichen Eintrag angegeben, meint, etwas als Essenz, Wesen, primäre Substanz anzusehen, hat darüber hinaus nichts mit der Wesensschau oder Ideation der Phänomenologie gemein. Diese bezeichnet man übrigens i.d.R. als 「本質直観」。
JPP (13.12.2020)
Um hier noch einmal den Unterschied zu verdeutlichen: 何かを本質視する heißt ja etwas als 本質としてみなす – etwas als Wesen (von etwas) ansehen. 本質直感 hingegen (was in sehr seltenen Fällen wohl auch als 「本質視」 wiedergegeben wird) heißt 本質(それ自体)を見ること – das Wesen selbst schauen. Das sind also offensichtlich ganz verschiedene Dinge. 本質視する aus dem Beispielsatz meint offensichtlich nicht die Wesensschau; darüber hinaus gibt es bei Husserl kein Verb namens »wesensschauen«. Selbst wenn man einmal davon absieht, dass 本質視する
anonymous (13.12.2020)
eine den Gesetzen der Verbmorphologie des Japanischen entsprechende Konstruktion ist – 視する wäre dabei das Derivationsmorphem –, muss man also sagen, dass 本質視する als phänomenologischer Terminus unsinnig ist. Nicht zuletzt haben die Phänomenologen z.B. mit Noema und Noesis da ja auch eine viel präzisere Terminologie hervorgebracht als mit einem bloßen Ansehen artikuliert wird.
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