mkill wrote:
Ok, ich konnte folgende Elemente erkennen, in denen Kanji vorkamen:
- Signatur des Tätowierers
- Muster auf dem Kimono einer abgebildeten Figur
- Abbildung einer Schriftrolle mit einem Text in klassischem Chinesisch
In keinem der Fälle ist das Schriftzeichen zentrales Designelement oder primär sinntragend. Die Schriftzeichen kommen im Tattoo vor weil der abgebildete Gegenstand Schriftzeichen trägt. Die Signatur des Tätowierers ist ja nicht Teil des eigentlichen Tattoos.
Mein Kommentar hat sich ausdruecklich auf deine kurze Bemerkung ("Seit wann enthalten Irezumi Kanji?") bezogen.
Diese generelle Aussage ist, wie du selbst feststellen konntest, nicht haltbar. Wie ich bereits erwaehnt habe, sind in diesem Buch weitere Abbildungen mit Kanjis als Bestandteilen von Tattoos.
Wenn du lange genug klickst, findest du auf folgender Homepage ein ganzes japanisches Gedicht, das eine relativ grosse Flaeche des Rueckens bedeckt und wohl als wichtiges Designelement bezeichnet werden kann.
Siehe:
http://www.ne.jp/asahi/tattoo/horiyoshi3/horiyoshi3-art6.html
Deiner nachtraeglichen Praezisierung ist z.T. zuzustimmen.
mkill wrote:Jedenfalls hat in keinem der Fälle jemand einen Satz aus einem nicht-japanischen Film oder einem deutschen Sprichwort genommen und ins Tattoo eingebaut.
Das hat nie jemand behauptet.
mkill wrote:Insofern gibts natürlich kein "Schriftzeichen-Verbot" bei klassischen japanischen Tattoos.
Genau. Damit wiederlegst du nachtraeglich deinen Kommentar selbst.
mkill wrote:Nur vergleiche das mit japanischer Kalligraphie, wo das Schriftzeichen im Mittelpunkt steht, oder etwa Tags beim Graffiti.
Ein solcher Vergleich stand nie zur Diskussion.
mkill wrote:
Kanjitattoos - ein einfacher und irreparabler Weg Weg sich in Japan und China lächerlich zu machen.
niremori: "Das stimmt in der Form nicht. Spaetestens seit dem Tattoo-Boom der 90er Jahre ist dies wohl falsch."
mkill: "Klär mich bitte auf was die 90er Jahre an dieser Situation verbessert haben."
Zum Tattoo-Boom siehe:
http://www.edv-consult.com/drwolf/lang_at/Essay/Tatauierung.html
In diesem Essay wird gesagt, dass die Nachfrage nach Tattoos in Japan seit den 90er Jahren steigt. Und ein Artikel aus dem 2000 (
http://search.japantimes.co.jp/cgi-bin/nn20000808b6.html) belegt ebenfalls, dass die Akzeptanz steigt. Zitat: "Many of these Japanese studios send e-mail around the world seeking to do artist exchanges. In fact, Roe himself expects to go to Kyoto soon to help meet demand for classic American 1950s and 1960s style tattoos among Japanese youth." Eine solche Nachfrage (in diesem Fall nach westlichen Motiven) entsteht nicht kurzfristig, d.h. wir duerfen schon (vorsichtig geschaetzt) mindestens zwei bis drei Jahre zurueckgehen. Es hat sich also etwas in der Einstellung geaendert.
Was sich Japaner so alles taetowieren lassen, sieht man auf folgenden Seiten:
Einige kleinere Tattoos:
http://www.k3.dion.ne.jp/~tattoo.h/sub6.html (Die beiden Maenner mit Kanji-Tattoos sind wohl Nicht-Japaner.)
Ein Tattoo Studio das Kanjis anbietet:
http://graphictribe.jp/gallery-lettering
siehe auch:
http://graphictribe.jp/gallery-composition (Das zweite Bild zeigt relativ grossflaechige Schriftzeichen, vielleicht auch ein Nicht-Japaner.)
Damit soll keinesfalls gesagt werden, dass sich Japaner Kanjitattoos machen lassen. Wieso auch, es ist doch viel cooler, Schriftzeichen anderer Sprachen zu waehlen, z.b. Sanskrit. Daraus zu schliessen, dass Auslaender (Nicht-Japaner) mit Kanjitattoos, die von guter Qualitaet und sinnvoll sind (also z.B. nicht ein schoenes 冷蔵庫) sich laecherlich machen wuerden, ist falsch. Bei einem Auslaender (Nicht-Japaner) wird dies akzeptiert.
Ob man von "Verbesserung" sprechen kannst, weiss ich nicht. Du jedenfalls scheinst die 'schlechtere' Situation vor den 90er Jahren zu kennen, oder nicht?
niremori
Noch einige weitere Artikel:
Interview mit Horiyoshi III (2007):
http://search.japantimes.co.jp/cgi-bin/fl20070612jk.html
Ein Artikel aus dem Jahr 2003:
http://search.japantimes.co.jp/cgi-bin/ek20031009mn.html
Kurzer Bericht in TIMEasia (2005):
http://www.time.com/time/asia/2005/boa/boa_tattoo.html