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Latka, Thomas (2003): Topisches Sozialsystem. München.

Seite: 274-276

3.4. Zusammenfassung und Perspektiven

Die Arbeit war angetreten mit dem Anspruch, zwei bislang unabhängig voneinander entwickelte Diskussionskreise, nämlich Systemtheorie und japanische Lehre vom Ort, zu verknüpfen, um daraus ein Systemmodell zu entwickeln, welches für die Beschreibung von japanischem Sozialverhalten Anwendung finden kann. Als Modell wurde ein topisches Systemmodell vorgeschlagen, dass sich sowohl von dem operativen Systemmodell Luhmannscher Prägung aber auch von bislang bekannten relationalen Netzmodellen wesentlich unterscheidet. Damit ist ein drittes idealtypisches Systemmodell entwickelt worden, das hilfreiche Dienste im interkulturellen Verstehen leisten kann.

Da mit dieser Arbeit aber auch ein streitbarer Beitrag zur allgemeinen Systemtheorie anvisiert ist, und die Systemtheorienach dem Generellen im Besonderen sucht, stellt sich die Frage, bei welchen besonderen Phänomen das allgemeine topische Systemmodell noch Anwendung finden könnte.

Sucht man im sozialen Bereich nach etwaigen Phänomenen, dann könnten folgende Beispiele erste Anregungen liefern: Bert Hellinger sorgt mit seinen Familienaufstellungenin der Therapieszene für Aufmerksamkeit. Ziel seines Ansatzes ist es, die eigene Familie mit anderen Personen räumlich so aufzustellen, dass sich die tatsächliche Atmosphäre der Familie herstellen und für therapeutische Zwecke gezielt verändern lässt. Die Atmosphäre wird als „wissendes Feld" beschrieben, zu dem die Stellvertreter aufgrund ihrer relativen räumlichen Stellung zueinander Zugang haben.[781] - Rupert Sheldrake zeigt Experimente, die belegen sollen, dass das Wissen sozialer Gruppen sich in morphischen Feldern manifestiert, und auch Unbeteiligte mit diesem Feld und dem darin gespeicherten Wissen in Berührung kommen können.[782]

Auch im Bereich des Lebendigen lassen sich ebenso streitbare potenzielle Anwendungsfälle für topische Systemmodelle finden: Homöopathische Heilmittel, insbesondere die stark ‚verdünnten' Hochpotenzen, verfügen neben der neutralen Trägersubstanz über kein einziges Molekül des ursprünglichen Heilstoffes, wirken aber nachweißlich trotzdem.[783] Mögliche Erklärung: Die Heilstoff-Information wird als Schwingung an des Felddes Heilmittels und von dort an das Organismusfeld weitergeben, wo es wiederum nur wirksam wird, wenn es dort eine entsprechende Resonanz auslösen kann. - Neuere Ergebnisse der Biophysik legen nahe, dass lebende Organismen von einem Photonen-Feld durchdrungen werden und Zellen daher auch feldhaft miteinander kommunizieren können.[784]

Diese Auflistung der möglichen Anwendungsfälle für topische Systemmodelle soll nicht mehr sein als ein vorsichtiger Hinweis, dass die Beschäftigung mit topischen Systemmodellen möglicherweise von weit größerem Interesse sein kann, als bisher geahnt. Insbesondere könnte das in dieser Arbeit vorgeschlagene polyzentrisch-topische Hybrid-Modell die Chance bieten, bestehende (atopische) Erklärungsmodelle mit topischen zu verknüpfen und damit den Rahmen für eine integrative Sichtweise zu erhalten. Inwiefern es sich bei den obigen Phänomenen tatsächlich um streng überprüfbare Ergebnisse handelt, muss den einzelwissenschaftlichen Untersuchungen vorbehalten bleiben. Es soll jedoch nicht unterschlagen werden, dass ich persönlich als Proband schon mehrmals die Wirksamkeit obiger Phänomene am eigenen Leib erfahren konnte.

Aber auch wenn alle gelisteten oder weitere Phänomene keine sinnvolle Anwendungen eines topischen Systemmodells zulassen sollten, so bleibt der ursprüngliche Anspruch dieser Arbeit unangetastet, mit einem topischen Systemmodell einen bescheidenen Beitrag zur Verständigung verschiedener Denk- und Sozio-Kulturen zu leisten, die mir gerade angesichts der Probleme dieser Welt dringend nötig erscheint.

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[781] Vgl.: Hellinger 2001.

[782] Vgl.: Sheldrake 1993; Dürr/Gottwald 1997; Zuber 1998.

[783] Schwab 1990, 57: „Als Quintessenz einer Literaturstudie zu bisher durchgeführten Wirkungsnachweisen mit Hochpotenzenläßt sich festhalten, daß die Ergebnisse dieser Forschung schwer zu widerlegende Tatsachen für eine Wirkung und Wirksamkeit homöopathischerHochpotenzen sind."

[784] Vgl.: Inaba 1988; Popp/Li/Gu 1992; Popp/Gu/Li 1994; Gu/Popp 1994; Amano u.a. 1995; Bischof 1995; Chang/Fisch/Popp 1998.

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